Augenarzt Dr. Dirk Harder beim all inklusiv-Festival

(ES) „Eigentlich wäre ich lieber Journalist als Arzt geworden“, bekannte Dr. Dirk Harder bei seinem Vortrag im Kulturhistorischen Museum. Dass er doch den Weg zum Mediziner eingeschlagen hat und seit 1997 als Augenarzt tätig ist, ist für die Patienten seiner Praxis im Rostocker Stadtteil Lütten-Klein ein großes Glück – und für tausende Menschen in Afrika ein Segen. Denn Harder, der sich seit 1997 bei der Christoffel-Blindenmission als Katarakt-Chirurg engagiert, ist derjenige, der am Grauen Star Erblindeten wieder zum Sehen verhilft.

Etwa 50 bis 60 afrikanische Kinder seien es pro Jahr, die von ihm operiert würden. Meistens sind es aber 30- bis 40-Jährige, denen ein Glaukom das Augenlicht geraubt hat. Zwar gebe es auch in Deutschland noch Erblindungen durch den Grauen Star, aber die Zahl liege im unteren einstelligen Prozentbereich. „In Afrika ist sie um ein Vielfaches höher, weil Augentropfen, die die Krankheit aufhalten, dort einen Monatslohn kosten“, sagte Dirk Harder. Mit um die 35 Euro vergleichsweise günstig sind dagegen die von ihm durchgeführten Star-Operationen mittels einer künstlichen Linse.

Bevor er Bilder von einer solchen OP zeigte, warnte er eindringlich und zugleich schmunzelnd: Wer so etwas nicht vertragen könne, solle lieber weggucken. Er sei Augenarzt und nicht auf Reanimationen eingestellt. „Die Firma Gilette war so nett, uns 4.000 Rasierklingen zu spenden. Die zerbreche ich mehrfach und habe dann etwa viermal so viele Operations-Werkzeuge“, erzählte er. Wer in einem Land wie Afrika arbeitet, müsse improvisieren können. Aber man erlebe dort auch Situationen, die er nicht missen möchte: „Wenn ich den Patienten nach der OP die Augenklappe abnehme, ist das für mich jedes Mal ein Gefühl wie Porsche fahren oder Geschenke auspacken: Die Menschen da flippen wirklich total aus, wenn sie das erste Mal etwas sehen können.“

Nach wie vor reist er regelmäßig im November auf den schwarzen Kontinent. „Und ich komme immer sehr demütig zurück, bin aber auch zunächst immer in einer depressiven Stimmung“, so Harder. Was hierzulande alles selbstverständlich ist … „Eine Arztpraxis in Deutschland hat den großen Vorteil, dass man eins zu eins kommunizieren und auch plattdeutsch sprechen kann. Und das Rezept kann in Apotheken in der Nähe eingelöst werden. Was für ein großes Glück!“ Seine Praxis in Rostock nennt er ob seiner Erfahrungen in Afrika spaßeshalber PBJ-Praxis – die Abkürzung steht für pieken, brennen, jucken. Wer wie Dr. Dirk Harder zwischen den Welten pendelt, bekommt eben einen anderen Blick auf die Dinge.

Copyright für Text und Fotos: Verein all inklusiv Rostock

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